SPD Ortsverein Oberkochen

Geschichte

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Protokoll vom 08.04.1947

Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zählte Oberkochen etwa 2.600 Einwohner. Durch den Zustrom der Flüchtlinge aus dem Osten nahm die Einwohnerzahl ständig zu. Für eine bodenständige Bevölkerung wie in Oberkochen war die Wohnungsnot und der Hunger eine riesige Belastung.

Nur mühsam formierte sich in diesem chaotischen Zustand die SPD, zumal bei den überlebenden Genossen der Wille zur Mitarbeit nicht sofort da war. Zu tief saß der Schrecken und die Angst, denen sie im 3. Reich ausgesetzt waren.

Wilhelm Henne, aus Hofherrnweiler stammend, wo er schon vor dem 3. Reich führend in der SPD tätig war, wurde von dem damaligen – von der US-Militärregierung eingesetzten - Bürgermeister Frank in den neu zu bildenden Gemeinderat berufen, dessen 1. Sitzung am 06.06.1945 stattfand.

Die erste demokratische Gemeinderatswahl erfolgte nur wenige Monate danach am 27.01.1946. Unter den 12 gewählten Gemeinderäten war auch der Sozialdemokrat Wilhelm Henne.

Die Heidenheimer Zeitung vom 02.03.1946 berichtet über eine gut besuchte Mitgliederversammlung der SPD am 16.02.1946, die von dem Parteivorstand Wilhelm Henne geleitet wurde und bei der sämtliche vorgeschlagenen Vorstand- und Ausschussmitglieder gewählt wurden.

Man beschloss zwei Resolutionen zur Weitergabe an die Militärregierung: baldiger Austausch unserer Kriegsgefangenen und Beschwerde über die mangelnde Entnazifizierung – einen der wundesten Punkte der damaligen Zeit.

Bei der Bürgermeisterwahl am 05.03.1946 wurde Herr Rudolf Eber von den 12 Gemeinderäten mit einer Gegenstimme zum Bürgermeister gewählt.

Über den Verlauf der Bürgermeisterwahl schreibt die Heidenheimer Zeitung:

„Auffallend und zu scharfer Kritik veranlassend ist der verwunderliche Umstand, dass sich ehemalige Nazis (wie langjährige SA-Männer und man höre und staune sogar ein ehemaliger Reichstatthalter) erlauben durften, sich um die Stelle des Bürgermeisters in der hiesigen Gemeinde zu bewerben.“

Die Resolution der SPD betreffs mangelnder Entnazifizierung hatte also einen sehr realen Hintergrund, aber gerade diese Haltung brachte der SPD mehr Feinde als Freunde.

Im August 1946 siedelte sich das Stiftungsunternehmen Carl Zeiss unter dem Namen Opton in Oberkochen an, langfristig gesehen eine große Stärkung der SPD. Auch unter den Flüchtlingen, vor allem aus dem Sudetenland, gab es SPD-Anhänger. Später kamen SPD-Mitglieder aus Thüringen und Sachsen geradewegs aus dem SED-KZ in Bautzen, in dem sie wegen ihrer Gesinnung schon zu Hitlers Zeiten eingesessen waren, hinzu.

Auch in Oberkochen setzte bereits 1947 der Umarmungsversuch der KPD nach ostzonalem Muster ein. Genosse Josef Marschalek wie mit Hinweis auf die Statuten der Partei aber auch persönlich jede Zusammenarbeit mit der KPD zurück, wie aus einem Protokoll vom 08.04.1947 hervorgeht.

Mit diesem Protokoll vom 08.04.1947 beginnt die schriftliche Aufzeichnung – die noch im Original vorhanden ist – über die Arbeit des SPD-Ortsvereins Oberkochen. Auf schlechtem Nachkriegspapier waren fein säuberlich die Ereignisse und Bemühungen des Ortsvereins niedergeschrieben. Dies stellt damit den Beginn der Geschichte des SPD-Ortsvereins in Oberkochen dar.