Kultusminister Andreas Stoch beim verschobenen politischen Aschermittwoch des SPD-Ortsvereins Oberkochen
Der SPD Oberkochen ist es zum wiederholten Mal gelungen mit Andreas Stoch ein politisches Schwergewicht nach
Oberkochen zu lotsen.
Nach dem Empfang im Rathaus mit dem Eintrag in das goldene Buch der Stadt Oberkochen herrscht gespannte
Aufmerksamkeit im Bürgersaal, als der Minister sich für das zweigliedrige Schulsystem in Baden-Württemberg stark macht,
in dem die Schüler die ihren Fähigkeiten entsprechende individuelle Förderung erhalten und keiner zurückbleiben soll.
"Soll ich Chef sagen? Oder Genosse? Herr Minister? Oder soll ich bei Andy bleiben?" witzelt der
SPD-Ortsvereinsvorsitzende Richard Burger bei seiner Begrüßung. Er bleibt dann doch bei Andy, für den der
Oberkochener Bürgersaal quasi ein Heimspiel ist.
Stoch, das wird an diesem Abend deutlich, ist kein "Hau-Drauf-Typ" der markige Parolen verbreitet. Die Menschen wollen
diesen Politikstil und diese Rituale nicht mehr, meint er. Diese Veränderung des Politikstils sei im Ländle längst
überfällig gewesen, weil sich, so Stochs Sichtweise, die Gesellschaft und die Menschen in ihren Bedürfnissen verändert
haben.
Dann wendet er sich ohne Umschweife seinem "Kernfach", der Bildungspolitik zu.
Stoch belegt mit klaren Fakten und Zahlen, dass die schon seit 2004 deutlich abnehmenden Schülerzahlen in den kommenden
zehn bis fünfzehn Jahren nochmals um siebzehn bis zwanzig Prozent fallen werden. Alle Politiker und insbesondere die
Kommunalpolitiker müssen diese Zahlen zur Kenntnis nehmen und ebenso die daraus entstehende Konsequenz des Ausblutens des
dreigliedrigen Schulsystems.
Habe man, so Stochs Worte, 2006 noch 1200 Hauptschulstandorte bilanziert, so ist diese Zahl 2012 um 400 zurückgegangen.
"Wir sind gut beraten, diesen Prozess des langsamen Aussterbens nicht laufen zu lassen" erhebt Andreas Stoch seine
mahnende Stimme. Ansonsten verliere man vor allem Schulstandorte im ländlichen Raum.
Kurz und kräftig nimmt er sich die CDU zur Brust, die behauptet, die Gemeinschaftsschulen gingen zu Lasten der
Qualität in der Bildung. Hier ist seiner Meinung nach entscheidend, für mehr Akzeptanz bei den Eltern unserer Schüler zu
sorgen um noch mehr Gemeinschaftsschulen einrichten zu können.
Die Gymnasien werden auch weiterhin eine wichtige Schulart bleiben, verändern werde sich aber die Rolle und die
Schülerzusammensetzung der Realschulen. Dort zwinge die Frage der Heterogenität der Schülerschaft immer stärker zum
Handeln in Richtung zweigliedriges Schulsystem. Zitat: " Wenn jeder nur bis zum Ortschild denkt, dann verliert jeder."
Deshalb hat eine regionale Schulentwicklungsplanung höchste Priorität und an der Gemeinschaftsschule werde - auch
hinsichtlich einer Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit - kein Weg vorbeigehen. Um auch ein hohes Niveau an
Bildungsqualität garantieren zu können werden bis 2020 deutlich weniger als die im Raum stehenden 11600 Lehrerstellen
abgebaut werden. Denn es gehe in der Bildungspolitik um Qualität, versichert Stoch.
Einig waren sich am Schluss alle Zuhörer darin, dass es dem Kultusminister gelungen ist, schlüssig zu erklären, wie
eine erfolgreiche Bildungspolitik der Zukunft aussehen muss.