Aus dem Stadtrat
Die Haushaltsrede 2011 der SPD-Fraktion
vorgetragen von Richard Burger
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Traub, sehr geehrter Herr Stadtkämmerer Seimetz, liebe Kolleginnen und Kollegen des
Gemeinderates, liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
"Eine Gesellschaft vollkommener Freiheit und Gerechtigkeit mit allen Segnungen von Gemeinschaftseinrichtungen, in
der die Menschen in Eintracht und Harmonie ihre schöpferischen Kräfte entfalten können".
Diese Idealvorstellung von August Bebel aus der Gründungszeit der Sozialdemokratie lässt sich mühelos auf unsere Kommune
übertragen und müsste eigentlich unser aller Leitbild sein, gleich welcher Gruppierung wir angehören. Nur die aktuellen
finanziellen Gegebenheiten sollten die mögliche Entwicklungsgeschwindigkeit bestimmen, mit der die Segnungen der
Gemeinschaftseinrichtungen verwirklicht werden. Und genau hier liegt die Crux - in den finanziellen Gegebenheiten.
2008 stand die Haushaltsrede der SPD-Fraktion unter dem Motto "Per aspera ad astra" - nach zwölf mageren
Jahren ermöglichten sprudelnde Steuereinnahmen endlich ungeahnte Gestaltungsmöglichkeiten. Aber nur nach einem glücklichen
Jahr hieß es bereits 2009 "Zurück auf dem Boden" - die Wirtschaftskrise hatte Oberkochen erreicht, vorbei war es mit der
schöpferischen Herrlichkeit. 2010 hat uns die Wirtshaftkrise schließlich mit voller Wucht getroffen, neue Schuldenaufnahmen
und eine erneute lange Durststrecke mit niedrigen Einnahmen drohten.
Und 2011? Weiter geht die Achterbahnfahrt in kürzester Zeit von "himmelhoch jauchzend" nach "zu Tode betrübt" und
wieder zurück. Glücklicherweise viel schneller als erwartet hat sich die Wirtschaft erholt, wovon insbesondere Oberkochen
profitiert. Ein Haushaltsvolumen von 74 Millionen Euro und Rekordeinnahmen von rund 31 Millionen Euro allein bei der
Gewerbesteuer, mehr als die Kreisstädte Heidenheim oder Aalen, lassen einen schier schwindlig werden. Angesichts dieser
rasanten Entwicklungen braucht man schon gestandene, mit beiden Beinen auf dem Boden stehende Stadträtinnen und Stadträte
und eine Ruhe bewahrende, solide handelnde Verwaltung. Beides hat Oberkochen. Wissen wir doch nur zu gut, dass der weitaus
größte Teil der Einnahmen nicht angetastet werden darf, sondern in eine Rücklage fließen muss, da Bund-, Land und Kreis
gierig ihr Finger via Umlagen nach diesen Millionen ausstrecken werden.
Angesichts dieser guten finanziellen Situation sieht der Haushaltsplan für dieses Jahr etwas vor, was
deutschlandweit nicht all zu oft geschieht: wir in Oberkochen senken Steuer, nämlich die Grundsteuer um 40 Punkte.
Dies entspricht einer Erniedrigung um mehr als 10% - und die SPD-Fraktion steht mehrheitlich hinter diesem Schritt.
Das wird zwar die Bürgerinnen und Bürger nicht schlagartig zu ungeahntem Reichtum verhelfen, ist aber trotzdem ein
deutliches Zeichen, dass Steuern und Abgaben nicht immer nur eine Richtung, nämlich nach oben, kennen, sondern in guten
Zeiten das Geld bei den Menschen, von denen es kommt, belassen wird. Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, obwohl
Oberkochen bereits von zwei Ausnahmen abgesehen die niedersten Hebesätze bei den Realsteuern im ganzen Ostalbkreis hat
und obwohl in den Gemeinden rings um uns herum Grund- und Gewerbesteuer, ja sogar die Hundesteuer angehoben werden müssen,
um finanziell über die Runden zu kommen.
Und was machen wir mit den verbleibenden Millionen? Natürlich in erster Linie weiter unsere Infrastruktur, das heißt
städtische Gebäude und Straßen in Ordnung bringen und den Sanierungsstau der letzten Jahre und Jahrzehnte weiter auflösen.
Die SPD-Fraktion ist natürlich wie alle anderen Fraktionen im Gemeinderat dafür, dass die beschlossene und
aktualisierte Prioritätenliste Stück für Stück abgearbeitet wird. Wir sehen natürlich die Notwendigkeit, die in die Jahre
gekommenen Seniorenwohngebäude zu sanieren, beginnend 2011 mit dem im Jägergässle. Wir sind natürlich für die Umgestaltung
der Südrampe und den Neubau eines Kreisverkehrs, um die bestmögliche Anbindung an das neu zu errichtende Werk für
Medizintechnik der Carl Zeiss AG zu gewährleisten, mit dem diese Firma ihren Kernstandort in Oberkochen weiter ausbaut und
festigt. Wir freuen uns natürlich, dass die Erschließung des Gebietes "Stahlacker" nach einigen Verzögerungen endlich
voranschreitet und Edeka in diesem Jahr ein großes Einkaufszentrum errichten wird. Und wir sind natürlich dafür, dass der
marode Pflasterbelag in der Innenstadt ab 2012 erneuert wird.
Darüber hinaus war es die SPD-Fraktion und hier vor allem Stadträtin Meisel, die seit vielen Jahren den wenig
pietätvollen Zustand der Aussegnungshalle auf dem städtischen Friedhof und vor allem der Aufbahrungsräume für die
Verstorbenen angesprochen und Abhilfe gefordert hat. Es ist daher begrüßenswert, dass in diesem Jahr der Gemeinderat
beschlossen hat, die Aussegnungshalle für 350.000 Euro grundlegend zu sanieren und zu modernisieren.
Der Zähigkeit der SPD-Fraktion ist es auch zu verdanken, dass die Mittel für die Erweiterung der Außenanlage
des Freizeitbades aquafit nicht verschwinden sondern eingestellt bleiben, so dass 2012 der Außenbereich um eine Liegewiese
erweitert werden kann. Dies wird zur Steigerung der Attraktivität dieses Bades beitragen, welches vor allem für Familien
mit kleinen Kindern eine Alternative zum teuren Urlaub ist und das vor allem von Besuchern aus der näheren Umgebung gerne
angenommen wird.
Das größte 2011 anzugehende Projekt ist die Neugestaltung des Eugen-Bolz-Platzes.
Die nötigen Mittel von 1,4 Millionen Euro konnten bereitgestellt werden, weil bei der Sanierung des Rathauses, die im Mai
abgeschlossen sein soll, der Kostenansatz von 8,2 Millionen Euro wesentlich unterschritten wurde. Der Eugen-Bolz-Platz war
bisher so zergliedert, dass eine sinnvolle Nutzung für Veranstaltungen kaum möglich und er daher für die Bevölkerung kaum
erlebbar war. Die SPD-Fraktion regte an, bei der Neugestaltung des Platzes eine bauliche Veränderung derart
vorzunehmen, dass eine Geschwindigkeitsreduzierung vor dem Rathaus und dem Altenpflegeheim erreicht werden kann. Da wir
alle keine Verkehrsexperten sind, dachten wir zunächst an einen Kreisverkehr, konnten uns aber überzeugen lassen, dass
eine Verschwenkung der Jenaerstraße nicht nur zur gewünschten Verkehrsberuhigung, sondern auch zu einer Aufweitung des
Platzes führen wird. Darüber hinaus wird auf Vorschlag der SPD-Fraktion am westlichen Rand des Platzes eine bisher
unterirdisch in die Kanalisation eingeleitete Quelle offen gelegt und als künstlicher Bachlauf unter Bäumen ein
zusätzlicher Anziehungspunkt sein.
Die SPD-Fraktion hat sich auch für die Anschaffung der 650 m² großen, lichtdurchlässigen Zeltmembran
ausgesprochen, weil sie in den Sommermonaten den Eugen-Bolz-Platz überspannen und dort wetterunabhängig kulturelle
Veranstaltungen ermöglichen soll. Für uns war dies eine Entscheidung für die Steigerung der kulturellen Möglichkeiten und
damit der Attraktivität Oberkochens. Uns war sehr wohl bewusst, dass diese Entscheidung in Teilen der Bevölkerung
kritisch gesehen wird.
Daher möchten wir an dieser Stelle für Verständnis in der Bevölkerung werben, dass der Gemeinderat manchmal vordergründig
unverständliche und sogar unpopuläre Entscheidungen treffen muss, Entscheidungen, die bei einer Mehrheit auf Ablehnung
stoßen würden. Ein Beispiel dafür war die Entscheidung für das Gewerbegebiet im Süden der Stadt, die in großen Teilen der
Bevölkerung abgelehnt wurde. Auch bei Teilen des Gemeinderats gab es damals erbitterten Widerstand. Die Situation heute
ist, dass ohne dieses Gewerbegebiet und ohne die Ansiedlung des SMT-Werks die Stadt Oberkochen seine umfangreichen
Sanierungen und Neuinvestitionen im Bereich von Bildung und Betreuung, also Schulen, Kindergärten und Kinderhaus, nicht
hätte tätigen können und heute nicht in einer solch blendenden finanziellen Situation wäre, die weitere Investitionen
möglich macht.
All das bisher genannte sind wichtige Punkte in der Entwicklung unserer Stadt. Obwohl es sich dabei oft um
Millioneninvestitionen handelt, firmieren sie in den Augen der SPD-Fraktion unter dem Titel "Kommunales
Tagesgeschäft", weil es sich mehr oder weniger um Notwendigkeiten, also um zwangsläufige Maßnahmen handelt. Über dieses
Tagesgeschäft hinaus haben wir von der SPD-Fraktion immer versucht, unsere langfristigen sozialdemokratischen
Vorstellungen für die Entwicklung einer Kommune und für die Förderung eines gemeinschaftlichen Zusammenlebens unter
Einbeziehung einer möglichst großen Zahl von Mitbürgerinnen und Mitbürgern umzusetzen, ganz nach der eingangs erwähnten
Bebel'schen Idealvorstellung.
Leider stießen wir hier immer wieder auf Unverständnis bei einigen Kolleginnen und Kollegen und mussten erleben,
dass die Jacke oft näher ist als die Hose, sprich dass man sich häufig im Kleinklein des Tagesgeschäfts erging und den
Blick für das Große und Ganze verlor.
Ich möchte hier vier Bereiche nennen und erläutern, die für das stehen, was für die SPD-Fraktion langfristige,
strategische Entwicklungsziele unserer Stadt Oberkochen bedeuteten und künftig bedeuten werden. Es sind dies erstens der
Bereich Energieversorgung, Ökologie und Klimaschutz, zweitens der Komplex Bildung, Betreuung, Jugend- und Sozialarbeit,
drittens das weite Feld der kulturellen Entwicklung unser Stadt, eng verbunden mit viertens, der innerstädtischen
Entwicklung.
Wer die Haushaltsreden der SPD-Fraktion und die Wahlprogramme der SPD der letzten Jahre, ja
Jahrzehnte, durchsieht, wird feststellen, dass diese vier Punkte immer oberste Priorität sozialdemokratischer
Kommunalpolitik waren und sind. Und erfreulicherweise hat die Zeit bei manchem Kollegen ein Umdenken gerade bei diesen
vier Punkten bewirkt, so dass heute befürwortet wird, was vor ein paar Jahren noch als unnötig abgetan wurde. Ohne Häme
und Rechthaberei freuen wir uns über kollegiale Äußerungen wie (Zitat):
"Damals waren wir eben noch nicht so weit."
Nun zu den vier Punkten.
1. Energieversorgung, Ökologie und Klimaschutz.
Es ist überaus erfreulich, welch ein Sinneswandel sich gerade hier in den letzten Jahren im Gemeinderat vollzogen
hat. Vor wenigen Jahren konnte die SPD-Fraktion nur mit Mühe durchsetzen, dass wenigstens Leerrohre für künftige
Fotovoltaikanlagen auf die Dächer zu sanierender städtischer Gebäude gelegt werden, und wir ernteten Achselzucken, wenn
wir von Passivbürohäusern in anderen Kommunen berichteten.
Heute sind Solarzellen auf dem Dach des EAG, Blockheizkraftwerke versorgen Schulen, aquafit und bald auch Rathaus und
Hotel, das Kinderhaus wird auf Vorschlag der SPD-Fraktion mit Erdwärme geheizt, die GEO ist - wie seit Jahren von
der SPD gefordert - auf dem Weg vom reinen Gas- zum Energieversorger. Die Stadtverwaltung spricht von Passivhaus-
und Nullenergiestandards bei Neubauten, hat ein städtisches Energiekonzept in Vorbereitung, mit dem der Energieverbrauch
gesenkt und die Nutzung erneuerbarer Energien vorangetrieben werden soll und legt bei ökologischen Themen ein wahres
Höllentempo vor. Wir sagen zu all dem "Ja, ja, ja", denn dies ist ganz auf unserer Linie und erhält daher unsere volle
Unterstützung, weil nur so das Klimaschutzziel, die Emission von Treibhausgasen bis 2020 um 40% zu verringern, erreicht
werden kann.
Es ist also bereits viel geschehen, aber es gibt noch viel zu tun. Strom, Gas, Wasser, Abwasser - also Ver- und Entsorgung
- sind ureigene kommunale Aufgaben und gehören nicht in die Hand von Privatunternehmen. Wohin eine Privatisierung führt
erleben wir auf dem Sektor der Stromversorgung: nämlich in die Abhängigkeit von vier Großkonzernen, die den Preis
diktieren. Glücklicherweise findet auch hier gerade ein Umdenkungsprozess in Richtung Rekommunalisierung statt. Aus diesem
Grunde hat die SPD-Fraktion die Beteiligung am Windpark in der Nordsee unterstützt. Oberkochen wird dadurch wie
andere beteiligte Kommunen einen Teil seines städtischen Strombedarfs selbst erzeugen - aus heimischen Quellen, denn die
Nordsee ist heimisch! Weitere Schritte müssen folgen. Die SPD-Fraktion setzt sich aus diesem Grunde im Gegensatz
zu einigen anderen Fraktionen vorbehaltlos für den Erwerb des Stromnetzes im Jahr 2012 ein. Nur so kommen wir dem Ziel
näher, die Bevölkerung flexibel, bürgernah und preisgünstig mit Strom, Gas, Wasser zu ver- und von Abwasser entsorgen zu
können. Dass eine solche Versorgung hervorragend funktioniert, beweist die GEO seit vielen Jahren.
2. Bildung, Betreuung, Jugend- und Sozialarbeit.
Die Stadt Oberkochen hat, was die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen angeht, in den letzten Jahren ungeheuer
viel investiert und ist hier beispielgebend in der Region. Es ist eine sich seit längerem abzeichnende Entwicklung, dass
veränderte gesellschaftliche Strukturen eine Betreuung von Kindern und Jugendlichen durch die öffentliche Hand nötig machen.
Diese Erkenntnis hat sich zwar nur ganz allmählich in den Köpfen einiger Kolleginnen und Kollegen festgesetzt, vorbei
sind aber glücklicherweise die Zeiten, in denen die Anträge der SPD-Fraktion nach Einstellung von wenigstens
5000 Mark (!) für die Jugendarbeit in schöner Regelmäßigkeit abgelehnt wurden.
Seit die Caritas maßgeblich für die Jugendarbeit in Oberkochen verantwortlich zeichnet, entwickelt sie sich die
Jugendarbeit für alle sichtbar außerordentlich gut und trägt Früchte. Wegen des vielfältigen Angebotes, das hier nicht
wieder aufgelistet werden muss, und der großen Nachfrage stößt die Containerlösung am Bahnhof schon längst an ihre Grenzen.
Außerdem sind die Container nach zehn Jahren intensiver Benutzung "abgewohnt". Die Notwendigkeit, den Jugendtreff
anderweitig unterzubringen, ist inzwischen evident. Die SPD-Fraktion hat hierzu in der Beratung des Haushaltsplans
geäußert, welche Lösung ihrer Meinung nach zu favorisieren ist, ist aber weiteren Vorschlägen und Argumenten gegenüber
offen.
Über die Jugendarbeit hinaus hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die Sozialarbeit an Schulen immer dringlicher
wird, weswegen an der Dreißentalschule hierfür eine 50-Prozent-Stelle eingerichtet wurde. Die SPD-Fraktion ist von
der Notwendigkeit der Schulsozialarbeit überzeugt und weist darauf hin, dass nur durch eine tiefgreifende und intensive
Arbeit mit Kindern und Eltern auf diesem Gebiet Versäumnisse und Fehlentwicklungen verhindert werden können. Natürlich
stehen die Schicksale und die Zukunftsperspektiven der Kinder im Vordergrund, es geht aber auch ganz pragmatisch darum,
dass jeder auf diesem Gebiet rechtzeitig investierte Euro später ein Vielfaches an Mitteln für Resozialisierungs- oder
anderen Maßnahmen einspart. Da der Bedarf an Schulsozialarbeit steigt - auch an Grundschulen und Gymnasien - wurde auf
Antrag der SPD-Fraktion die Aufstockung der Stelle von 50% auf 100% beschlossen.
Die SPD-Fraktion ist sicher, dass der Bedarf an Betreuungsarbeit in Zukunft noch zunehmen wird und wir werden uns
dafür einsetzen, dass möglichst Wenige von der Teilhabe an unserer Gesellschaft ausgeschlossen werden, nur weil ihre
Startchancen schlechter sind als die Anderer.
3. Kulturelle Entwicklung.
Die Stadt Oberkochen zeichnet sich durch ein überdurchschnittlich hohes Maß an öffentlichen Einrichtungen aus und
hebt sich mit dieser Infrastruktur deutlich von Kommunen vergleichbarer Größe ab. Nach Meinung der SPD-Fraktion
reicht dies aber nicht aus. Der Mensch lebt eben nicht vom Brot allein, will heißen, es gibt noch andere Dinge, die
wichtig sind außer zu sanierende Gebäude und Pflasterflächen sowie zu flickende Schlaglöcher. Selbst wenn diese Aufgaben
noch nicht alle erledigt sind, so sollte uns am Herzen liegen, das kulturelle Angebot an Kontinuität und Niveau so zu
steigern, dass es einer Stadt wie Oberkochen und ihrer Bevölkerung angemessen ist.
Die vergangenen Jahre - sogar Jahrzehnte - haben gezeigt, dass eine kontinuierliche kulturelle Arbeit vor dem Hintergrund
stark schwankender kommunaler Einnahmen nicht möglich ist. Jedes noch so kleine "kulturelle Pflänzchen" wird bei drohendem
finanziellem Engpass zugunsten anderer Maßnahmen wie Straßen- oder Gebäudesanierungen ausgerissen. Nur durch eine
kontinuierliche Kulturarbeit mit vielfältigen Angeboten kann eine Akzeptanz hierfür in den Köpfen und Herzen der
Bevölkerung erreicht werden.
Die SPD-Fraktion hat daher zum wiederholten Male beantragt, Mittel für die personelle und sachliche Ausstattung
einer Stelle bereit zu stellen. Dieser Kulturbeauftragte oder wie immer man ihn nennen will, soll die bisherigen
Aktivitäten auf kulturellem Gebiet wie Jazz-Lights, Stadtfest, Neujahrsempfang, Volkshochschulangebote und ähnliche
koordinieren und zentral organisieren. Zum anderen sollten weitere kulturelle Angebote ausgearbeitet und durchgeführt
werden. In diesem Jahr sind die anderen Fraktionen unseren Argumenten gefolgt und unser Antrag fand bei den
Haushaltsplanberatungen eine Mehrheit.
Mittelfristig sind wir allerdings wie Bürgermeister Traub der Meinung, dass nur eine Kulturstiftung der richtige Weg ist,
kontinuierliche, von der Haushaltslage unabhängige Kulturarbeit anbieten zu können. Die SPD-Fraktion unterstützt
daher ausdrücklich Bürgermeister Traubs Vorschlag. Leider sind einige andere Fraktionen auch auf diesem Gebiet (Zitat)
"noch nicht so weit", dass sie diesen Visionen folgen können. Wir sind allerdings sicher, dass die Zeit auch auf diesem
Gebiet wie auf vielen anderen einen Erkenntnisgewinn bringen wird.
4. Innerstädtische Entwicklung.
Eng mit dem Bereich Kultur ist für die SPD-Fraktion die Entwicklung im näheren und weiteren Umfeld der
Innenstadt verbunden. Für die SPD-Fraktion war es schon seit vielen Jahrzehnten ein zentrales Anliegen - ich
verweise wieder auf zahlreiche Haushaltsreden und Wahlprogramme - den gesamten innerstädtischen Bereich um den Kocherkanal
und um den historischen Kern Oberkochens, das Scheerermühleareal, für die Bevölkerung mehr erlebbar zu machen. Auch das ist
ein Stück Kultur.
Inzwischen hat sich hier viel getan, insbesondere die Scheune der Scheerermühle ist zu einem wahren "Kulturtempel" mit
zahlreichen Veranstaltungen geworden, der Spazierweg zwischen Mühle und Bahnhofstraße wurde ansehnlicher und macht den
Kocherkanal wenigstens annähernd so erlebbar wie wir uns das vorstellten und die Mühle ist dank des Mühlenvereins auf dem
Weg zur Schaumühle. Die SPD-Fraktion spricht sich in diesem Zusammenhang für die Sanierung des Wirtschaftsgebäudes
der Scheerermühle aus, auch wenn dafür Millionenbeträge nötig sind, allerdings verbunden mit der Bitte, ein kulturelles
Nutzungskonzept für das gesamte Mühlenareal auszuarbeiten.
Ein weiterer Mosaikstein im kulturellen Angebot und in der innerstädtischen Entwicklung könnte das Heimatmuseum zusammen
mit dem durch die Stadt erworbenen Gebäude Aalener Straße 21 werden, wenn die Pläne des hier rege tätigen Heimatvereins
verwirklicht werden können. Die Einstellung von 50.000 Euro für Planungen findet unsere volle Unterstützung.
Die innerstädtische Entwicklung hört für uns allerdings bei der Erneuerung des Pflasterbelags nicht auf. Vielmehr regt die
SPD-Fraktion an, sich bereits jetzt Gedanken zu machen, den Bereich um den Bohrermacher- und Lindenbrunnen unter
Einbeziehung der von der Stadt erworbenen Grundstücke auf der anderen, der dem Kocher zugewandten Straßenseite, mittel-
bis langfristig so umzugestalten, dass ein Raum geschaffen wird, der von der Bevölkerung mehr angenommen wird als bisher.
Ob dies in Richtung Ladengeschäfte oder Parkanlage oder verkehrsberuhigter Bereich gehen soll, sei völlig dahin gestellt.
Wir sollten die Chance nutzen, frühzeitig Bürgerinnen und Bürger beteiligen, Ideen sammeln und mit dem Gewerbe- und
Handelsverein sowie der Bevölkerung diskutieren. Da die Zeit nicht drängt, könnte nach Meinung der SPD-Fraktion
hier ein Modell für eine intensive Bürgerbeteiligung geschaffen werden.
Desgleichen schlagen wir für die Erstellung eines Konzepts zur Sanierung und Umgestaltung unserer Sport- und Festhallen
vor: Frühzeitige Beteiligung aller betroffenen Vereine und Schulen, um die bestmögliche Lösung für die Dreißental- und die
Schwörzhalle erarbeiten zu können. Wir können unserer Meinung nach hier den Schritt zu einer beispielhaften
Bürgerbeteiligung tun, ohne den Handlungsspielraum des Gemeinderates einzuschränken.
Wenn wir diese vier, nach Meinung der SPD-Fraktion, für die Stadtentwicklung so wichtigen Punkte betrachten, so
können wir aus unserer Sicht konstatieren: es gibt noch viel zu tun, aber Oberkochen ist auf dem richtigen Weg.
Am Ende meiner Ausführungen danken wir Ihnen Herr Bürgermeister Traub stellvertretend für alle Mitarbeiter der
Verwaltung, des Bauhofs und aller städtischen Einrichtungen für die geleistete Arbeit. Wir danken speziell
Herrn Stadtkämmerer Seimetz, der einen soliden Haushaltsplanentwurf vorgelegt hat und der immer dafür sorgt, dass wir
nicht überheblich werden. Wir bedanken uns auch bei allen Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat für die gute
Zusammenarbeit, verbunden mit der Freude auf viele visionäre Entscheidungen im kommenden Jahr jenseits von Schlaglöchern.
Wir danken schließlich den Steuerzahlern, deren Geld wir nach bestem Wissen und Gewissen verwalten und zum Wohle und zur
Weiterentwicklung der Stadt Oberkochen einsetzen werden, verbunden mit der Bitte: Nehmen Sie am öffentlichen und
politischen Leben unserer Stadt teil, engagieren Sie sich - auch dann, wenn Sie nicht unmittelbar von einer Entscheidung
betroffen sind, interessieren Sie sich für die kulturellen Veranstaltungen und kaufen Sie in Oberkochener Geschäften,
damit wir eine lebendige Stadt bleiben.
Die SPD-Fraktion stimmt dem Haushalt in der vorliegenden Fassung zu.